Erinnern, Mahnen, Handeln
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- Kategorie: DRF online
- Veröffentlicht am Donnerstag, 24. August 2023 09:30
- Geschrieben von estro
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Diese drei Worte widerspiegeln das, was Thüringer Kommunisten und Sozialisten, mit und ohne Parteidokument, zu denen auch ich gehöre, seit Jahren zur Leitlinie ihres gemeinsamen antifaschistischen, antikapitalistischen Kampfes machten. Diese Genossen kommen aus den Reihen der DKP, der KPD, der Kommunistischen Organisation (KO), des RFB und des Freidenkerverbandes.
Das Erinnern, aus dem sich das Mahnen ergibt, betrifft vor allem die Zeit der offenen faschistischen Diktatur in Deutschland und des politischen Widerstandes gegen das Hitlerregime. Bei diesem Handeln nimmt das ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald, in Thüringen, also dem Land der deutschen Klassik, gelegen, einen zentralen Platz ein. Hier bezieht sich das Mahnen auf die Kernaussage des legendären Schwurs der befreiten Häftlinge:
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
Im Wortlaut des Schwurs der Häftlinge aus 26 Nationen ist der Einfluß der deutschen politischen Häftlinge, innerhalb derer die Kommunisten einen entscheidenden Platz einnahmen, nachweisbar. Im Verständnis dieser Kommunisten waren die sozialökonomischen Wurzeln des Nazismus, die es zu vernichten galt, die ideologische, politische und vor allem die ökonomische Macht des Monopolkapitals. Wie wir wissen, geschah dies nur in einem Teil Deutschlands, in der DDR. Die Tatsache, daß der nazistische Sumpf im Westen Deutschlands nicht trockengelegt wurde und die wirtschaftliche Macht der Konzerne und Banken unangetastet blieb, machte die Konterrevolution im Osten Deutschlands möglich und auch das Wiederauferstehen der Fratze des Faschismus in vielen Varianten. Seit der Beteiligung Deutschlands am Krieg gegen Jugoslawien ist deutlich geworden, daß von deutschem Boden wieder Krieg ausgeht und damit die Verpflichtungen des Potsdamer Abkommens gebrochen wurden.
Das Sichtbarmachen des Zusammenhangs zwischen Faschismus und imperialistischem Krieg, das im Zentrum unseres Erinnerns und Mahnens steht, bezieht sich nicht nur auf die 20er, 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts, sondern auch auf die Gegenwart, auf die imperialistischen Kriege des 21. Jahrhunderts, auf die kriegerischen Handlungen des ukrainischen Naziregimes sowie seines offenen faschistischen Terrors gegen alle antifaschistischen Kräfte, vor allem gegen die Kommunistische Partei der Ukraine.
In diesem Jahr erstreckte sich unser Bemühen auf die Gedenkveranstaltungen in Weimar und Buchenwald zum 137. Geburtstag von Ernst Thälmann und zum 78. Jahrestag der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald. Bei den Veranstaltungen in Buchenwald spürten wir ganz deutlich die antikommunistischen Positionen der Gedenkstättenleitung und leider auch der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora. Diese kommen in der neuen Besucherordnung der Gedenkstätte zum Ausdruck, die für den 16. April, den „78. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald“ noch einmal verschärft worden waren. Der Gedenkstättenleiter Prof. Dr. Wagner informierte mich im Vorfeld über diese neue Ordnung. Ich hatte im Namen der Thüringer Genossen der DKP, der KPD, der Kommunistischen Organisation (KO) und des Freidenkerverbandes um die Erlaubnis gebeten, im Hof des Krematoriums eine Gedenkfeier für Ernst Thälmann durchführen zu dürfen. Was erlebten wir? Wir mußten auf dem Weg zur Gedenkstätte unsere DKP-Fahne einrollen, da alle Fahnen bis auf die der Überlebendenverbände, also vor allem der VVN-Bund der Antifaschisten, verboten waren. Am Glockenturm ging die Polizei gegen die KPD-Genossen vor, nahm deren Daten auf, fotografierte die KPD-Fahne und veranlaßte ihren Träger, den Vorsitzenden der KPD, die Fahne mit dem Portrait von Ernst Thälmann, man stelle sich vor, am Geburtstag Thälmanns, zu entfernen.
Im Moment bereiten wir unter dem Vorsitz der Thüringer VVN den Todestag Ernst Thälmanns am 18. August 2023 vor. Die VVN-Mitglieder hatten wohl im letzten Jahr gemerkt, daß es unter den in Buchenwald versammelten Antifaschisten große Unzufriedenheit mit der von der Ehrenvorsitzenden Elke Pudszuhn moderierten Gedenkfeier gab. Die Thüringer Kommunisten werden dieses Mal ihre berechtigten Forderungen stellen.
Das gemeinsame Erinnern, Mahnen und Handeln der Thüringer Kommunisten, mit und ohne Parteidokument, wurde auch deutlich bei der Gedenkveranstaltung für Theodor Neubauer in Tabarz, bei der Veranstaltung zum Gedenken an die Märzgefallenen in Gotha, beim Elbe-Tag in Torgau und beim Gedenken zum 8. Mai in Gotha, in Gera, in Greiz, in Suhl und in Sonneberg.
Im Oktober dieses Jahres werden wir in Ilmenau das 2. Treffen von Kommunisten und Sozialisten unter dem Namen „La commune 22“ veranstalten und damit dem Wunsch der Teilnehmer des 1. Treffens in der Jugendherberge am Ettersberg nach einer verlängerten Veranstaltung Rechnung tragen. Im Mittelpunkt des neuen Treffens steht die Frage „Was trennt uns (und vor allem), was eint uns?“ Die Antwort auf diese Frage ist unerläßlich für ein weiteres erfolgreiches antifaschistisches und antikapitalistisches Engagement. Dieses Mal werden nicht nur Genossen aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt teilnehmen, sondern auch aus Brandenburg, Niedersachsen und Hessen. Somit wird das Treffen auch wieder eine Tribüne des Erfahrungsaustausches und des gegenseitigen Kennenlernens werden. Schade, und für mich unverständlich, dass sowohl der Vorsitzende der DKP als auch der Vorsitzende des DKP-Landesvorstandes Thüringen unsere Einladung für das Treffen in Ilmenau nicht annahmen. Sie vergeben damit die Möglichkeit, sich aus ihrer führenden Stellung innerhalb der DKP heraus, an der Beratung über Meinungsverschiedenheiten zwischen den kommunistischen Parteien und Organisationen zu beteiligen.
Die Grundlage für die Koordinierung der Arbeit unter den Genossen ist unsere Online-Zeitung „Rotinfo“, jetzt „Rotmail Sonneberg“, sowie ein umfangreiches Netzwerk, über das ich verfüge und in dem nicht nur Genossen, sondern auch Sympathisanten der Kommunistischen Parteien und Organisationen verzeichnet sind. So konnte ich vor einigen Tagen erfreut feststellen, daß ein Freund aus Rudolstadt für das DKP-Projekt „Kinderklinik in Kuba“ mit der Bemerkung, die DKP sei eine gute Adresse, eine Spende von 200 Euro eingezahlt hat. Dieser Freund ist übrigens genau wie ich nach langjähriger Mitgliedschaft aus der VVN-BdA ausgetreten, da er, wie ich, die Positionen führender Mitglieder dieser Organisation zum Ukrainekonflikt und auch zum Thema „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen (Horkheimer)“ nicht mehr mittragen wollte. Das heißt allerdings nicht, daß ich mich der Zusammenarbeit mit der VVN, wie ich es oben schon bemerkte, verweigere. Meine, unsere, und damit meine ich die Kommunisten und Sozialisten in Thüringen, Leitlinie wird auch weiterhin die folgende sein.
Der Aktionseinheit der Arbeiterklasse geht die Einheit der Kommunisten voraus. Nur dann wird es uns gelingen, ein breites antifaschistisches und antikapitalistisches Bündnis herzustellen. Das war in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts so und das gilt auch für die Gegenwart.
Brigitte Dornheim, im Juni 2023