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Kann man Revolutionen, insbesondere proletarische, machen?

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Sinn und Zweck des Marxismus-Leninismus ergeben sich aus seinem historischen Kontext des durch die industrielle Revolution bedingten klassischen Kapitalismus. Seiner Konzeption nach ist sein ganzer Inhalt fokussiert auf die völlige Vernichtung der Bourgeoisie. Diese ist das Allerwichtigste, der Punkt, um den sich alles dreht. Geht dieser Mittelpunkt verloren, so bleibt der Marxismus-Leninismus in seinen sozialen, politischen, historischen und weltanschaulichen Folgen fruchtlos. Sein erster Grundzug ist also der Negativität. Zentral ist für Marxisten Leninisten die Staatsfrage, ihr Kern besteht in der revolutionären Notwendigkeit der völligen Vernichtung des bürgerlichen Staatsapparates, also ein zweiter Zug der Negativität. Die Vernichtung des bürgerlichen Staatsapparates (stehendes Heer, Polizei und Beamtentum) ist die Bedingung für die physische Vernichtung der Bourgeoisie als Klasse. Der Marxismus-Leninismus enthält die Lehre von der proletarischen Revolution und die ihn Studierenden finden in ihm eine Anleitung zum Handeln im Sinn einer Vorbereitung der proletarischen Revolution, nicht aber zum Machen einer Revolution. Daß man eine Revolution machen könne, ist zu einem weit verbreiteten Vorurteil geworden. Als die studentischen Pseudorevolutionäre der 68er Zeit, der APO und des SDS, die keine festen Wurzeln in der Arbeiterklasse und in den Kleinbauern hatten und die anti-imperialistischen Ho-Tschi-Minh-Demos auf dem Kurfürstendamm in Berlin und anderen Universitätsstädten in Westdeutschland inszenierten. Im Audimax der sogenannten ‘Freien Universität‘ war ein großes Banner aufgespannt, auf dem zu lesen war: ‘Es ist die Pflicht der Revolutionäre, die Revolution zu machen‘. Der Studentenführer Rudi Dutschke wiederholte diese unsinnige Parole durchs Mikrofon und sie wurde ein geflügeltes Wort der akademischen Rebellion. Eine kleine Schar idealistisch gesinnter Studenten, zunächst Baader-Meinhof-Gruppe/Bande (je nachdem) genannt, sich dann selbst als ‘Rote Armee Fraktion‘ anpreisend, machte sich dann auch tatsächlich auf den Weg, eine proletarische Revolution in Westdeutschland durch Terrorakte, Banküberfälle, Entführungen, Agitation und Propaganda, durch einen Anschlag auf das US-Armee Hauptquartier in Heidelberg unter völliger Mißachtung der von Lenin skizzierten Umstände, die von einer revolutionären Situation sprechen lassen, herbei zu terrorisieren. Lenin sprach von der Notwendigkeit der Vorlage einer gesamtnationalen Krise, die damals in weiter Ferne lag. Carlos Marighela, der 1966 aus der KP Brasiliens ausgetreten war, um auf eigene Faust Stadtguerilleros in den Metropolen zu dirigieren war den modebewußten Kleinbürgerinnen und Kleinbürgern in ihrer Partisanenlaune wichtiger als Lenin geworden, sein Handbuch des brasilianischen Stadtguerillero (Minimanual of the Urban Guerilla) wichtiger als Lenins ‘Staat und Revolution‘. Der am fünften Dezember 1911 in Salvador Bahia geborene Marighela wurde am vierten November 1969 in Sao Paulo in eine Polizeifalle gelockt und von einer Spezialeinheit der brasilianischen Regierung erschossen. Eine der Gründungsmitglieder der RAF, die hagere Pastorentochter Gudrun Ensslin gab zum Besten, proletarischer Klassenhass genüge für eine Revolution. Nun sagt zwar auch Lenin im ‘Linken Radikalismus‘ proletarischer Klassenhass sei der Anfang aller revolutionären Weisheit, aber das Proletariat darf dabei nicht stehenbleiben, es muß sich weiterentwickeln zur politischen Tätigkeit, zur Politik, die eine Wissenschaft und Kunst ist. Die Aktion der RAF war ein blanquistisches Abenteuer, eine Minderheit kann sich nicht gegen die Mehrheit durchsetzen, die noch nicht auf Grund ihrer eigenen negativen Erfahrungen von der Richtigkeit der Parolen der Avantgarde überzeugt ist. Ist das der Fall, dann reichen Propaganda und Agitation nicht aus, das revolutionäre Feuer zu entfachen. Konterrevolutionäre Ideologen aus dem Faschismus hatten nach 1945 in der BRD für ein eiskaltes antikommunistisches Klima gesorgt. Ein wichtiger Hinweis Lenins war übersehen worden: Revolutionen müssen reifen und die Revolutionäre müssen in der Lage sein, den Reifegrad der revolutionären Situation praktisch abschätzen zu können. ‘Man kann nur für die Revolution arbeiten‘. “Ob die Revolution kommt, wann, in welcher Situation, das hängt nicht von dem Willen dieser oder jener Klasse ab, aber die revolutionäre Arbeit unter den Massen geht niemals spurlos verloren“ (Lenin, Der Reformismus in der russischen Sozialdemokratie, in: Lenin, Marx Engels Marxismus, Dietz Verlag Berlin, 1967,296). Revolutionäre müssen sich hüten, Revolutionen mit großen Buchstaben zu schreiben. Ein Revolutionär muß sich hüten, Revolution mit großen Buchstaben zu schreiben.

Heinz Ahlreip

 

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