Der sowjetfeindliche Marschall Tuchatschewski

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Eine seltsame Vorgeschichte

Laut der Mehrheit seiner Biografen habe der junge Leutnant der Leibgarde des Semjonowsker Regiments, Michail Tuchatschewski[1], im 1.Weltkrieg heldenhaft gekämpft. Bevor er in deutsche  Gefangenschaft geriet, habe er sechs Kampforden bekommen. Aber auch hier soll er Heldenmut  gezeigt haben: er habe vier mißlungene Fluchtversuche unternommen und sei daraufhin in die  Festung Ingolstadt verbracht worden, wo die Deutschen die besonders unruhigen Kriegsgefangenen  verwahrten, die mehrfach zu fliehen versucht hatten. Der fünfte Fluchtversuch Tuchatschewskis aus  diesem furchtbaren hochgeschützten Ort jedoch sei gelungen, und von Erfolg gekrönt!  Er habe am 18. September 1917 die schweizerische Grenze überschritten und sei am 12. Oktober in  Paris bei dem russischen Militärattaché A.Ignatjew eingetroffen. Am 20. November war er bereits in  Petrograd und im Februar 1918 in Moskau. Hier blieb er im Haus eines einstigen Bekannten, N.N.  Kuljabko, eines ehemaligen Musikers, im März 1918 wurde er Mitglied des Gesamtrussischen  Zentralen Exekutivkomitees (GZEK). Und schon diente Tuchatschewski in der Militärabteilung des  GZEK. „Ich sah, daß er schon fest auf den Positionen der Bolschewiki steht“, erinnerte sich Kuljabko, „hörte seine begeisterten Kommentare über Wladimir Iljitsch Lenin und schlug ihm deshalb vor, in die  Reihen der kommunistischen Partei einzutreten.“ Am 5. April trat Tuchatschewski in die Allunions-KP(B) ein, und als an der Wolga der Aufruhr der Belotschechen entbrannte, stellte Kuljabko ihn Lenin  vor. Lenin habe der junge Offizier offenbar gefallen, und so wurde der ehemalige Oberleutnant schon  am 28. Juni 1918 zum Befehlshaber der 1. Armee der Östlichen Front ernannt!

In der Festung Ingolstadt

Diese vorliegende Beschreibung der Vorgänge entstand während der Welle der stalinfeindlichen  Hysterie Chruschtschows. Zu dieser Zeit war es üblich, alle angeblich unschuldig hingerichteten „Strategen“ zu „heroisieren“. Lange Zeit wurde die Wahrhaftigkeit der Ereignisse über die  schwindelerregende Karriere Tuchatschewskis nicht in Zweifel gezogen, weil die Archive verschlossen  waren. Aber es gibt Tatsachen, die vor kurzem aufgedeckt wurden, die dazu zwingen, die  Persönlichkeit und den Sturz des berühmten Marschalls auf ganz neue Weise zu sehen. Die Festung Ingolstadt, unweit von München, wo die Deutschen die besonders unruhigen  Kriegsgefangenen festhielten, die mehrfach versucht hatten, zu entkommen, erwies sich in  Wirklichkeit als ein Lager der Anwerbung und Vorbereitung jener gefangenen Offiziere, auf die der  deutsche Geheimdienst oder die deutschen politischen Behörden aus diesem oder jenem Grunde „ein Auge“ geworfen hatten. Unter den namhaftesten Gefangenen dieses Lagers befanden sich der  zukünftige Marschall der Sowjetunion Tuchatschewski und Gamelin[2], der künftige Chef des  französischen Generalstabs, der 1940 den Militäreinsatz gegen Hitler schimpflich verlor. Obwohl er  über ein ernsthaftes Übergewicht an Kräften verfügte, hat Gamelin übrigens alle Warnungen des  französischen Geheimdienstes vor einer Aggression Hitlers ignoriert, und er sabotierte nicht weniger  erfolgreich alle Versuche der UdSSR die militärische Zusammenarbeit mit Frankreich in Ordnung zu  bringen, einschließlich in 1937. Übrigens stimmen die Anschuldigungen an die Adresse von  Tuchatschewski Punkt für Punkt mit dem überein, was drei Jahre nach seiner Erschießung auch  Gamelin vorgeworfen wurde: er hat die militärische Verpflichtung gegenüber seiner Heimat schändlich  versäumt.

Tuchatschewskis geheimnisvolle „Fluchten“ und sein Aufenthalt in der Schweiz

Die Konzentration der wichtigsten oder wenigstens einigermaßen aussichtsreicher Kriegsgefangenen,  insbesondere Offiziere, ist nicht neu. Dieser Methode bedienten sich alle Geheimdienste der Welt, um  sich beizeiten auf den nächsten Krieg vorzubereiten. Und dazu müssen Geheimagenten und  Agentennetze usw. vorbereiten. Seinen Worten nach sei Tuchatschewski, bevor er nach Ingolstadt  kam, viermal geflohen (?). Über die ersten drei Versuche ist nichts nicht bekannt. Einige Nachrichten sind nur über die vierte Flucht aus dem Lager Bad Stuer erhalten geblieben. Nach alldem zu urteilen:  Das alles entspricht in etwa der allgemeingültigen Methode der Legendenbildung bei der Organisation  von Fluchten der „eigenen“ Leute. Mit anderen Worten, die Verbreitung von Gerüchten über die  verschiedenen Fluchten Tuchatschewskis ist nicht mehr als eine Legende, die sein Erscheinen in der  Festung von Ingolstadt rechtfertigt, von wo aus es ohne weiteres möglich war, gegen Unterschrift und  Ehrenwort zu einem Spaziergang in die Stadt zu gehen. Damit ist auch sein fast einmonatiger  Aufenthalt nach der Flucht in der Schweiz verbunden. Er tauchte am 18. September 1917 dort auf,  und er erschien erst am 12. Oktober vor dem russischen Militärattaché A. Ignatjew in Paris. Man fragt  sich, was tat er einen ganzen Monat in der Schweiz, wenn es ihn so nach Hause zog, daß er fünfmal wegzulaufen versuchte? Von der Schweiz aus bis nach Frankreich ist es doch nur ein Katzensprung. 

So werden Agenten gemacht 

Und wenn man sich daran erinnert, daß in der Schweiz mächtige Residenturen des deutschen  Geheimdienstes saßen, dann hat alles seinen Platz und aller Nebel wird zerstreut. Ganz zu  schweigen davon, daß ihm gerade die fünfte Flucht ausgerechnet rechtzeitig bis zum Oktober gelang.  Und zugleich entsteht auch die Frage: Warum hat er sich nicht, und nicht sofort, an den russischen  Militärattaché in der Schweiz, Generalmajor Golowan[3], damit ihm jener ihm schneller helfe, nach  Rußland zurückzukehren? Nein, Tuchatschewski wurde aus unbekannten Gründen genötigt, durch die  ganze Schweiz und Frankreich zu fahren, um dann gerade dort vor Ignatjew zu erscheinen. Ja, weil  den Deutschen wohlbekannt war, daß Golowan nicht nur seine Bitte um die Abreise nach Hause  erfüllt hätte, sondern vor allem, weil er den aus der Gefangenschaft entlaufenden Leutnant  Tuchatschewski sorgfältig geprüft hätte, weil er über ein kleines, aber sehr wirksames Agentennetz  zur Beobachtung aller illegalen Beziehungen von Deutschen nach Rußland verfügte. Die Agentur  Golowans bescherte dem deutschen Geheimdienst nicht wenig Unruhe. Und Ignatjew in Paris war  aufgrund seiner enormen Belastung als Vertreter beim Stab des verbündeten Kommandos der  Entente[4] aus Zeitmangel offenbar nicht imstande, sich mit einer solchen Prüfung zu befassen,  gleichzeitig war er eine gewisse Autorität: Ignatjew schickte ihn nach Hause!

Der künftige „Stratege“ der Reichswehr in Rußland

Nach alledem sind die Berechnungen genau aufgegangen – schon am 20. Oktober 1917 war der  künftige „Stratege“ in Rußland. Im Februar 1918 fand dann das „wunderbare“ Treffen  Tuchatschewskis mit N.N. Kuljabko statt, dem Mitglied des GZEK für die Arbeit mit den  Militärkommissaren, welcher gleichzeitig Militärkommissar für die Verteidigung Moskaus war. Im April  1918 wurde Tuchatschewski Mitglied der Allunions-KP(B), dorthin hatte ihn ein alter Freund der  Familie empfohlen, ein bewährter „Revolutionär“ und ehemaliger Oberstleutnant der Sonderabteilung  der Gendarmerie, der ehemalige Chef der Kiewer Schutzabteilung – derselbe N.N. Kuljabko! 

Wenn Tuchatschewski als Mitarbeiter Frunses[5] nach Deutschland gekommen wäre, so wäre es für  jeden, und nicht nur für den deutschen Geheimdienst eine Sünde gewesen, wenn er die einzigartige  Chance nicht genutzt hätte. Gerade 1925 geschah dann der endgültige Abbruch der Beziehungen der  Deutschen zu Tuchatschewski. Und zwar in dem Sinne, daß der deutsche Geheimdienst zu jener Zeit  entsprechend einem Hinweis aus höchsten Kreisen der deutschen Generalität den zweckmäßigsten  Charakter der weiteren Nutzung der Beziehungen mit seinem „Strategen“ festlegte. Doch paßte er  schon mehr nicht in die Rolle eines gewöhnlichen Spions, denn die Perspektive war ja viel zu  verlockend, in naher Zukunft für die globalen geopolitischen Kombinationen der Reichswehr einen  mächtigen Agenten von strategischem und militär-politischem Einfluß zu bekommen. 

Die „klügsten und talentiertesten“ Heerführer?

Bis 1931 war die Militärspionageabwehr, das heißt die besondere Abteilung, der Obersten  Militärführung des Landes unterstellt – dem revolutionären Militärrat der Republik. Und die Führung  der Militärspionageabwehr jener Zeit wurde zum Kreis der Hauptteilnehmer der militärischen  Verschwörung. Deshalb gelang es damals, und eine längere Zeit auch nicht, Tuchatschewski und  seine Hauptkomplizen der Wühl- und Spionagetätigkeit zu überführen. Es gibt in der schmutzigen und  käuflichen Presse unzählige Auslassungen darüber, daß Stalin die klügsten und talentiertesten  Heerführer vernichtet habe, was die Niederlagen der Roten Armee in den ersten Kriegsjahren bedingt  habe. Doch das ist alles Demagogie. Stützen wir uns also besser auf die Tatsachen und auf die  historischen Ereignisse.

Tuchatschewski und die fünfte Kolonne

Worin bestand das „Talent“ solcher Leute wie Tuchatschewski, Kork, Feldman, Ejdeman, Jakir,  Gamarnik u.a.? Es ist nicht bekannt, wofür und gegen welche reguläre Armee eines anderen Staates  sie im Krieg begabt gewesen sein sollten. Denn die erste Begegnung Tuchatschewskis mit der  polnischen Armee im Bürgerkrieg endete mit der völligen Vernichtung seiner Truppen! Anstelle der  Zerschlagung Polens und der Wiederherstellung des Hoheitsgebiets Rußlands, geschah das „Wunder  an der Weichsel“, bei dem Tausende Rotarmisten in Gefangenschaft gerieten und vernichtet wurden.  Und man sollte hier auch nicht unerwähnt lassen: durch die Polen wurden Zehntausende Gefangene  vernichtet! Als erster zog der notorische Stalinfeind N.Chruschtschow Tuchatschewski aus dem Nichts  hervor und verklärte seine farblose Mittelmäßigkeit zum militärischen Genie. Und da es schon immer  genügend Speichellecker in unserem Land gab, haben sie – gemeinsam mit Tuchatschewskis  Kumpanen aus den Reihen der fünften Kolonne – begonnen, Chruschtschows Hirngespinste  nachzubeten.

Die „Reformvorschläge“ eines Maulwurfs

In Februar 1964 jammerte Marschall S.S.Birjusow in der „Militärhistorischen Zeitschrift“ darüber, daß  das Genie M.N.Tuchatschewski noch 1927 an Stalin einen Brief geschrieben habe und darin das  Programm der tiefen Reorganisation der Roten Armee und der Entwicklung der Luftflotte, der Artillerie,  der Luftlande- und Panzertruppen dargelegt habe. Jedoch wurden alle diese Vorschläge  Tuchatschewskis nicht nur von Woroschilow und Stalin für wertlos erachtet und nicht unterstützt,  sondern sogar als feindlich eingeordnet. Mehr noch – Tuchatschewski beharrte auf seiner Meinung,  und Stalin mußte sich seiner erwehren, wie einer lästigen Fliege. Tuchatschewski gab jedoch nicht  nach, so daß Stalin ihn schließlich vom Posten des Stabschefs der Roten Arbeiter- und Bauern-Armee  enthob. Die Vorschläge Tuchatschewskis wurden nicht bewertet, nicht verstanden. 1937 wurde der  große „Stratege“ Tuchatschewski verhaftet, und während des Gerichtsverfahrens gegen ihn erinnerte  man sich auch an seine Versuche, die Rote Armee zu reformieren. Nunja, würde beispielsweise ein  Stallknecht oder ein Militärkoch, der weder etwas von Militärkunst, noch von militärisch-industriellen  Zusammenhängen versteht, eine solche Einschätzung abgeben – aber das schreibt so etwas wie ein  Marschall...

Mangelnde Intelligenz und unverständliche Begriffe

Häufig treffen wir im Leben auf Menschen, die sich bemühen, ihre geistigen Unzulänglichkeiten hinter  unverständlichen Fremdwörtern oder selbsterfundenen Begriffen zu verstecken, die für Umgebung  unbekannt sind, um ihre „Gelehrsamkeit“ oder „Belesenheit“ zu zeigen. Auch Tuchatschewski litt unter  dieser Krankheit, oder genauer gesagt an einem Minderwertigkeitskomplex. In dem Buch „Die  Säuberung“ werden viele solcher Perlen des „Militärgenies“ aufgeführt, wie beispielweise  „Polemostrategie“. Niemand verstand den von Tuchatschewski erdachten Begriff, deshalb hielten ihn  die Minderbemittelten für ein Genie. Wie man nur auf so einen Begriff kommt! Es bedeutet absolut  nicht, aber es klingt so! Oder eine andere Wortschöpfung von ihm: „Entflüchtigung“.... Oder  beispielsweise: „dabei vergrößert sich der Eisenbahn-Fakultativ“, „der sich nicht verdichtende Verteidigungsvorhang“, oder: „die Harmonika der Zergliederung der Kräfte“. Ein beliebiger Leiter, um  so mehr auf staatlichem Niveau, soll seine Gedanken kurz und verständlich erklären, was ganz gewiß  auch vom Vorhandensein seines Intellekts zeugt.

Stalin verfügte über Humor und einen klaren Verstand

Stalin beherrschte vollkommen diese Klarheit des Gedankens und die Kürze seiner Darlegung. Harry  Hopkins, der persönliche Vertreter F.Roosevelts traf Stalin in den schwersten Kriegstagen, so auch im  Juli 1941. Er erinnerte sich: „Stalin wiederholte sich nicht ein einziges Mal. Er sprach scharf und direkt.  – Es schien, als spräche man mit einer außerordentlich ausgeglichenen Maschine... Seine Fragen  waren klar, kurz und direkt... Seine Antworten waren schnell und unzweideutig...“ Winston Churchill:  „Stalin verfügte über einen großen Sinn für Humor und Sarkasmus, sowie der Fähigkeit genau, die  Gedanken zu äußern. Seine Artikel und Reden schrieb Stalin schrieb, und in ihnen klang eine  gigantische Kraft.“ Eine ebensolche Einschätzung Stalins gibt auch der Marschall Shukow: „Ich habe  hier immer diese Kürze geschätzt, und es ist unmöglich, sie nicht zu schätzen, mit der er verstand,  seine Gedanken zu erklären und Aufgaben zu stellen, ohne auch nur ein überflüssiges Wort zu sagen.  Und diese Kürze schätzte er seinerseits auch bei anderen, und er verlangte inhaltsreiche und kurze  Berichte. Er konnte überflüssige Worte nicht ertragen und zwang einen in solchen Fällen sofort, zum  Wesen der Sache überzugehen.“ („Militär-historische Zeitschrift. 1987 №9, S. 55). Diese Qualitäten  Stalins haben viele Marschälle und Generäle gewürdigt, wie z.B. A.M. Wassilewski, I.S. Konew, K.K.  Rokossowski, den M.W. Sacharow, A.I. Jeremenko, S.M. Schtemenko und andere. Sie würdigten die  Selbstbeherrschung, das phänomenale Gedächtnis, die Fähigkeit zur Analyse und zu  Verallgemeinerungen, worin ihn keiner seiner Zeitgenossen übertreffen konnte, die Willensstärke, und  seine wesentlichste Fähigkeit, seine Gedanken kurz und klar zum Ausdruck zu bringen.

Die irrwitzigen Ideen Tuchatschewskis

Es ist geradewegs so, daß das intellektuelle Niveau Stalins, der klar dachte und deutlich sprach, das  Niveau von Tuchatschewski bei weitem übertraf, so daß eine Zusammenarbeit einfach undenkbar  war. Was soll man also über jene irrwitzigen Vorschläge sagen, die Tuchatschewski in seinen  Projekten zur Reform der Roten Armee dargelegt hatte. Beispielsweise hatte Tuchatschewski im  Dezember 1927 Stalin eine ganze Reihe irrwitziger Ideen unterbreitet – unter anderem: 1928 im Laufe  von nur einem (!) Jahr 50.000 – 100.000 Panzer produzieren zu lassen! Sogar am 1. September 1939,  als Hitler den Zweiten Weltkrieg begann, hatte Deutschland nur 2.937 Panzer, wobei sie nicht in  einem Jahr gebaut worden waren. Überdies hat Deutschland während der gesamten Kriegszeit  (1939-45) 24.241 Panzer produziert, wobei es die Wirtschaftsmacht des ganzen unterworfenen  Europa nutzte. 

100.000 Panzer für den Sperrmüll 

Was soll man dazu sagen, wenn die Sowjetunion 1928 nicht nur keine Panzerfabriken, sondern auch  keinen Schwermaschinenbau, keinen Motorenbau und auch sonst keine Produktionsmöglichkeiten für  die Produktion von 2.000 Panzern hatte. Außerdem bestand damals eine Panzerbesatzung aus 3  Personen, also hätte man schon Anfang 1929 sofort 150.000-300.000 Panzersoldaten haben müssen.  Wie hätte man auch Kolchosbauern oder Fabrikschlosser in einen Panzer setzen sollen? Für die  Vorbereitung einer solchen großen Anzahl von Panzersoldaten, hätten militärische  Ausbildungseinrichtungen geschaffen werden müssen, außerdem wäre für die Panzertruppen eine  riesenhafte Infrastruktur, Reparaturwerkstätten, eine umfangreiche bedienenden Technik, der  Tankfahrzeuge, Zisternen aus feuerfestem Material usw. erforderlich gewesen. Und für die Panzer  hätte man viele Millionen Geschosse und Patronen benötigt, Pioniere, die ihnen Weg anlegten, eine  ganze Armee zur Verteidigung, Truppen zur Unterstützung usw., was bedeutet hätte, für  150.000-300.000 Panzersoldaten zusätzlich noch 1.800.000-2.400.000 Militärangehörige,  20.000-30.000 Traktoren, ebenso viele Ausrüstungen und 200.000-300.000 Kraftfahrzeuge zur  Verfügung zu haben.

Die Sowjetunion wäre schon 1928 überwältigt worden...

Ich denke, dem Leser ist die „geniale“ Idee Tuchatschewskis jetzt klarer geworden. Und das  Entscheidendste – um selbst die Produktion einer großen Serie von einigen tausend Panzern in  Angriff zu nehmen, muß man ein geeignetes Muster haben. Aber 1928 hatte noch niemand in der  Welt ein geeignetes Muster eines Panzers für die Zukunft. Es gab Panzerautos. Beispielsweise war  die Rote Armee 1928 mit Panzerfahrzeugen „MS-1“ mit einer Motorleistung von 35 PS ausgerüstet.  Das war der „Saporoshez“ der Sowjetzeiten. Dieser Panzer war genietet und erreichte eine  Höchstgeschwindigkeit von 16 km/h. Und wenn wir uns nun vorstellen, daß die Erde nach einer  solchen Bestellung von 50.000 Panzern zugepflastert wäre, was würden wir dann einige Jahre später  damit anfangen, wenn die ersten brauchbaren Muster von Panzern aufkämen? Außerdem wäre die  Sowjetunion durch die Produktionskosten einer solcher Anzahl Panzer zerstört und schon 1928  überwältigt worden, und das Volk zum Aussterben verdammt!

Weitere sinnlose Vorschläge

Oder – wie beispielsweise die Zeitung „Krasnaja Swesda“ am 20. August 1994 schrieb, brachte  Tuchatschewski Anfang 1930 ein neues Projekt hervor, (in jener friedlichen Zeit) 260 Schützen- und  Kavalleriedivisionen, 50 Artilleriedivisionen mit den leistungsfähigen Waffen und Granatwerfern, 225  Maschinengewehrbataillone, 40.000 Flugzeuge und 50.000 Panzer aufzustellen. Die wahnwitzigen  Panzerideen hatten wir schon betrachtet, wenden wir uns nun den Flugzeugen zu. Ein  Fliegerregiment besteht aus 30-40 Flugzeugen, das bedeutet also: mindestens 1.000 Regimenter. Für  jedes Regiment muß man einen Hauptflugplatz haben und einige Ersatzflugplätze, das bedeutet,  insgesamt braucht man 3.000 Flugplätze und die gesamte Infrastruktur plus ihre Verteidigung durch  Flakartillerie. Und für die Flieger braucht man Militärflugbildungseinrichtungen, Schulen sowie die  entsprechenden Lehrer. Und was braucht man da noch allen an Fallschirmen, Pelzjacken,  Funkgeräten, Zehntausende Fahrzeuge für die Versorgung mit Treibstoff, Kampfvorrat, Ersatzteilen,  Werkstätten usw. Und woher soll man plötzlich Zehntausende von Technikern nehmen? Und  Tausende Flugplätze müssen vom Schnee befreit werden usw. u.ä. Und das gleiche mit 50  Artilleriedivisionen. Insgesamt schlug Tuchatschewski während der Friedenszeit vor, 310 Schützen-,  Kavallerie- und Artilleriedivisionen zu haben. Das ist mehr als 25 Mal (!) soviel, wie Deutschland  damals hatte. Schon darin zeigt sich, was für ein „Genie“ die deutsche Reichswehr hervorgebracht  hat.

Frinowski, Jakir und die anderen Banditen

Die anderen „Strategen“ aus diesem Verein in der Armee, die wegen der Vorbereitungen und ihrer  Teilnahmen an der militärischen Verschwörung erschossen wurden, befanden sich auf dem gleichen  Niveau. So kam zum Beispiel M. Frinowski aus einem kriminellen Umfeld und hatte eine  Banditenvergangenheit, woran die blauen Tätowierungen an seinen Händen erinnerten... Jona Jakir  war ein ehemaliger Student, der sich der Front im 1.Weltkrieg entzog. Nach der Februarrevolution  verwandelte er sich schnell in einen Revolutionär, einfacher gesagt, er wurde Bandit. Mehr noch,  dieser ehemalige Student wurde zum Anführer einer Bande von Folterknechten, Sadisten und  Mördern... Besonders wurde Jakir vom Henker am Don verehrt, wo er Direktiven zur prozentualen  Vernichtung der männlichen Bevölkerungen herausgab. Und alle diejenigen Schergen, die nicht zum  Tode verurteilt worden waren und ihre Nachkommenschaft, welche N. Chruschtschow ausnehmend  freundlich behandelte, haben diese Bandenführer und Söldner, diese Folterknechte und Sadisten, die  Feinde des Volkes und Verräter zu Helden und unschuldigen Opfern Stalins erklärt.

Tuchatschewskis Sabotageaktionen

Tuchatschewski hatte vorgeschlagen, die Armee mit „Panzertraktoren“ zu überschwemmen, welche in  der Umgebung des Generals auch „Mechanisator“ benannt wurden – d.h. an Kolchostraktoren eine  „Panzerung“ zu befestigen und ein Maschinengewehr aufzustellen. Er schloß das Konstruktionsbüro  Schawyrins für Granatwerfer, sabotierte bei der Einführung der Panzerabwehrkanonen Grabins (mit  denen der Krieg gewonnen wurde) in die Rote Armee und bei der Pistolen-Maschinenpistole  Degtjarow (PPD). Er störte dann 1933 auf jede Weise bei den Luftstreitkräften die Annahme des  neuesten Jagdflugzeugs „I-16“. Und sein Schüler Pawel bremste schon 1940 die Ausrüstung der  Armee mit dem Panzer „T-34". Und die Sabotageliste „großen Strategen“ ließe sich lange fortsetzen! 

Talentierte sowjetische Heerführer 

So haben die ersten Kriegsmonate einerseits gezeigt, welches Ausmaß die Schädlingstätigkeit hatte,  die die fünfte Kolonne in unserem Land bewirkte, und andererseits, daß die Sowjetunion in dieser  schweren Zeit dennoch in der Lage war, talentierte Heerführer hervorzubringen. Unter der Leitung der  sowjetischen Heerführer A.M. Wassilewski, L.A. Goworow, K.K. Rokossowski, G.K. Shukow, I.Ch.  Bagramjan, F.I. Tolbuchin, Malinowski, K.A. Merezkow, A.I. Jeremenko, A.I. Antonow, N.G. Kusnezow  und anderer hat unser Volk die Elite der deutschen Kriegsherren, die ganz Europa unter ihre Stiefel  traten, vernichtet: Bock, Brauchitsch, Kleist, Keitel, Kluge, Guderian, List, Model, Rundstedt, Scherner,  Manstein usw.  So unterhielt der "Bonaparte-Kandidat" Tuchatschewski, indem er den Sturz Stalins plante, auch  geheime Kontakte zum militärischen „Partner“ Deutschland, der in Opposition zu Hitler stand. Zu  dieser „Partei“ gehörten der Generalstabschef W. Beck, der Kriegsminister W. v.Blomberg, der  Oberbefehlshaber des Heeres W. v. Fritsch u.a.

Das unrühmliche Ende der Verschwörer

Stalin verfügte offenbar schon vor 1936 über umfangreiche Informationen über die Rolle der obersten  militärischen Spitze bei der Verschwörung gegen die Allunions-KP(B) und das Land. Der Mai 1937  wurde schicksalhaft für sie. Am 22. Mai 1937 wurde Einheitskommandeur Eideman verhaftet, und am  24. Mai der Einheitskommandeur Feldman. Nach Aussage von Augenzeugen sah Tuchatschewski in  diesen Tagen sehr schlecht aus. Und das war klar. Denn er sah, wie der Ring sich um ihn schloß, wie  nacheinander die Hauptfiguren der Verschwörung, seine Komplizen, seine Sympathisanten, seine  Unterstützer fielen. Am 26. Mai 1937 traf Tuchatschewski in Kuibyshew ein, um dort Dybenko auf dem  Posten als Befehlshaber des Bezirkes zu ersetzen. Am nächsten Tag begab er sich in den Stab des  Bezirks, doch man bat ihn, unterwegs noch beim Gebietkomitee der Partei vorbeizukommen, wo er  dann verhaftet wurde. In Moskau wurde der Armeebefehlshaber Uborewitsch verhaftet, wohin man ihn  am 29. Mai von Smolensk aus hergerufen hatte. Und am 30. Mai rief Woroschilow Jakir an und bat  ihn, sofort nach Moskau zur Sitzung des Kriegsrats zu kommen. Jakir fuhr gleichentags von Kiew aus  nach Moskau. Am frühen Morgen des 31. Mai stiegen während eines Zugaufenthaltes in Brjansk  Mitarbeiter des NKWD in den Zug, legten ihm den Haftbefehl vor, setzten ihn in ein Fahrzeug und  brachten ihn nach Moskau. Und am 31. Mai erhielt Gamarnik, der sich wegen einer Krankheit zu  Hause aufhielt, Besuch von Bulin und einem weiteren Kommandeur. Sie berichteten ihm von der  Verhaftung Jakirs und der Absetzung Gamarniks als Leiter der politischen Verwaltung der Roten  Armee. Als er sah, daß die Verschwörung endgültig geplatzt war und auch er bald an die Reihe  kommen werde, erschoß er sich nach dem Weggang seiner Gäste.

Das Geständnis

Unter dem Druck der unwiderlegbaren Beweise sagten Tuchatschewski und die anderen Militärs am  11. Juni 1937 aus und gestanden ihre Schuld. Auf 143 eigenhändig geschrieben Seiten legte  Tuchatschewski der Aussagen mit gewissenhafter Handschrift so feine Nuancen der Geschichte dar,  wie man sie auf Druck des NKWD, alles zu erklären, nicht hätte erhalten können. Um so mehr, als die  Aussagen in einer gut leserlichen Handschrift, und mit Anwendung aller Interpunktionszeichen des  Russischen geschrieben worden war. Nach der Zerschlagung gab es keine so gleichmäßige  Handschrift mehr, ganz zu schweigen von der Deutlichkeit und Klarheit der Darlegung! Und  tatsächlich war das neunte Lager, aus dem der junge Leutnant während des 1. Weltkriegs  seltsamerweise flüchtete, eigentlich nicht einfach nur ein Kriegsgefangenenlager, sondern ein  Stützpunkt zur Anwerbung und Vorbereitung des Offizierskorps. In die Rote Armee der Arbeiter und  Bauern trat Tuchatschewski ein, leicht und mittels Protektion. Er präsentierte ein halbes Dutzend  Medaillen, die er für Tapferkeit bekam, wobei jüngere Offiziere nicht mit solchen Medaillen belohnt  wurden.

Geheime Beziehungen zur Reichswehr

Und was das angebliche Fehlen jeglicher Beziehungen Tuchatschewskis zum deutschen Generalstab  und zum deutschen Geheimdienst anbelangt, so ist das ein beliebtes Gefasel aller Antistalinisten.  Nun, wie hätte er diese Beziehungen auch nicht haben können, wenn es von 1921 an bis  einschließlich Anfang 1933, zwischen der Roten Armee und der deutschen Reichswehr eine nicht die  zur Schau gestellte, geheime Zusammenarbeit gab. Schon aufgrund dessen hatten Tuchatschewski  und Konsorten offizielle Beziehungen zum deutschen Geheimdienst und zum deutschen Generalstab.  Außerdem fuhr er offiziellen Angaben zufolge sogar zweimal – 1925 und 1932 – nach Deutschland auf  einen Lehrgang zur Teilnahme an Militärmanövern der Reichwehr und hatte außerdem offiziellen  Kontakt zu Vertretern der Reichswehr in der UdSSR. Ganz davon abgesehen hat Tuchatschewski  praktisch während des ganzen 1.Weltkriegs in deutscher Gefangenschaft zugebracht. Während des  Strafprozesses 1937 haben die Beschuldigten ihre Verbindungen zu Deutschland eingestanden, und  daß sie den Deutschen versichert hatten, ihnen territoriale Zugeständnisse zu machen, den Zugang  zu deutschem Kapital im Land zu ermöglichen, und im Falle des Krieges gegen Deutschland,  Sabotageaktionen in der Industrie und an der Front durchzuführen. Trotzki schrieb an Radek: „Man  muß zugeben, daß vor dem Block die Machtfrage am realsten nur nach einer Niederlage der UdSSR  im Krieg stehen wird. Darauf soll sich der Block energisch vorbereiten.“

Die Verurteilung der Verschwörer 

Das Finale war kurz. In der Zeitung „Prawda“ erschien am 13. Juni 1937 die folgende offizielle  Mitteilung: „Gestern, am 12. Juni, wurde in einer besonderen Verhandlung vor dem Obersten Gericht  der UdSSR in Bezug auf die Verbrecher M.H. Tuchatschewski, I.E. Jakir, I.P Uborewitsch, A.I. Kork,  R.P. Eideman, B.M. Feldman, W.M. Primakow und W.K. Putny zum Schutz der Gesellschaft das Urteil  mit dem Höchstmaß durch Erschießung vollstreckt.“ In der Folge ging eine Welle von Verhaftungen  durch jene Bezirke und Armee-Einheiten, in denen sie befehligten. Gleichzeitig wurden in der Armee,  im NKWD und in den Reihen der Partei Säuberungen vorgenommen. Es wurden alle diejenigen verhaftet, die mit der trotzkistischen Opposition und der Verschwörung verbunden waren.  Die bei uns von der „fünften Kolonne“ über die Prozesse der Jahre 1937-1938 verbreitete Lüge (die  Verhafteten hätten angeblich unter Zwang ausgesagt) hält aus zwei Gründen keiner Kritik stand:  Erstens, selbst nachdem sie unter Zwang ausgesagt und lügenhafte Erklärungen abgegeben hatten,  konnten die Verhafteten vor Gericht offen berichten... Solche Vorbehalte „wir hofften, das Leben zu  behalten“, „die Familie zu retten“ usw. sind nicht schlüssig, weil sie wußten, das Urteil wird eindeutig  ausfallen. Das Beispiel von Kamenjew und Sinowjew war noch frisch. Und zweitens stimmten die  Aussagen überein, die von unterschiedlichen Personen in verschiedenen Städten und  Wirkungsbereichen abgegeben wurden.

Das werden wir den Feinden des Volkes nie vergessen...

Wir erinnern uns alle noch sehr gut daran, als mit der Öffnung der Schleusen der „Glasnost“ Presse  und Fernsehen unseres Landes, vom Westen kontrolliert, die Henkersknechte unseres Volkes, ihre  Komplizen, die durch Gerichtsurteile in den Jahren 1937-1938 wegen ihrer Teilnahme an der  militärischen Verschwörung Hingerichteten zu rechtfertigen begannen, und Stalin der Organisation  des Terrors beschuldigten. Und was soll man noch zu Stalin zu sagen, wenn die Anstifter des  Pogroms über die russisch-sowjetischen Geschichte im Verlaufe ihres Vernichtungsfeldzuges nicht  einmal davor zurückschreckten, die Person Juri Gagarins in den Schmutz zu ziehen! 

Man kann die Völker nur eine gewisse Zeit für dumm verkaufen, doch später tritt die Einsicht  unvermeidlich ein. Im „postsowjetische Raum“ tritt diese Einsicht bereits heute ein. Nachdem  sie die Feinde und die Henker unseres Volkes gerechtfertigt haben, sind die Mutanten aus der  volksfeindlichen Presse und aus dem Fernsehen selbst zu Feinden des Volkes geworden. Die  Stunde ist nicht fern, wenn diese Speichellecker der Interventen für die Schändung der  sowjetischen Geschichte zum Wohlgefallen des Westens, der zwei Weltkriege vom Zaune  gebrochen hat, die strenge Strafe unseres Volkes erwarten wird! 

S.Golik

http://izhvkpb.narod.ru/tuh/statja.html

29.08.2013

 


 

[1]    M.N. Tuchatschewski (1893-1937) entstammte einer Adelsfamilie aus dem Smolensker Gebiet

[2]   M. Gamelin (1872-1952) General, war später mitverantwortlich für die schnelle Niederlage  Frankreichs während der faschistisch-deutschen Okkupation

[3]   S.A. Golowan (1872-1927), zaristischer Offizier, blieb nach der Oktoberrevolution in der Schweiz.

[4]   Entente: Bündnissystem der imperialistischen Großmächte Großbritannien, Frankreich und Rußland  vor und während des 1.Weltkriegs.

[5]   Michail Wassiljewitsch Frunse 1885-1925) hervorragender sowjet. Arbeiterführer und Feldherr,  kämpfte gegen Koltschak und Wrangel, reorganisierte 1924/25 die sowjetischen Streitkräfte

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