Weiterbildung 2019
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- Kategorie: Innerparteilich
- Veröffentlicht am Sonntag, 17. Februar 2019 13:23
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Bildungsprogramm der KPD für 2019
Themenschwerpunkte:
1.- Die zyklische Krise.
2.- Planwirtschaft.
3.- Marktwirtschaftliche Reformen im Sozialismus und Konterrevolution.
4.- Zielbestimmung unserer Partei.
1. Quartal: Die zyklische Krise
1.1. Ursache der zyklischen Bewegung des Kapitals (Grundlagentext der Ideologischen Kommission):
Die Warenproduktion erzeugt die eigenartige Situation, dass zunächst in unabhängiger Privatarbeit Gebrauchswerte produziert werden, von denen der Produzent (Kapitalist) annimmt, dass sie einen „Markt“ finden, also ein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen. Ob seine Annahme stimmt, darüber kann er sich aber nie sicher sein, denn es herrscht im Kapitalismus ja die Anarchie der Produktion, d.h. die Einzelkapitale produzieren unabhängig voneinander und ohne gesellschaftlichen Plan für einen ihnen niemals verlässlich bekannten „Markt“. Das trägt stets die Gefahr der Disproportion in sich, denn ob eine Ware tatsächlich Wert und damit Mehrwert enthält, entscheidet sich erst im Nachhinein, also nicht bei der Produktion, sondern erst beim Verkauf. Findet ihr Gebrauchswert keine Nachfrage, war die auf die Herstellung der Ware verausgabte Arbeit unnütz, überflüssig, nicht gesellschaftlich notwendig – und damit hat sie auch keine Werte geschaffen.
Es gibt zwei Faktoren, die die Krise hervorrufen: einerseits die Unwägbarkeit von Marktschwankungen und andererseits das Handeln der konkurrierenden Produzenten in der gleichen Branche. Beides kann zur Überfüllung der Märkte führen.
Die erweiterte gesellschaftliche Reproduktion des Kapitals, anders gesagt die kapitalistische Akkumulation, ist für diese Krisengefahr der Zündfunke. Die erweiterte gesellschaftliche Reproduktion hängt stofflich nämlich ab von der Investitionstätigkeit des Kapitals – sowohl was den Ersatz und die Erweiterung der bisherigen Produktionsmittel betrifft, als auch was die Anschaffung verbesserter Produktionsmittel, also die Rationalisierung, die Steigerung der Produktivkraft betrifft.
Das richtige gesellschaftliche Maß ist sehr schlecht abzusehen, denn je nach Lage verhält sich das Kapital zur einen Zeit wie ein „scheues Reh“, dann nämlich, wenn die Renditeaussichten schwinden, und zu einer anderen Zeit wie ein „röhrender Platzhirsch“, dies dann, wenn die Renditeaussichten glänzend sind. Dem entsprechend ist die so genannte „Investitionsneigung“ sehr unterschiedlich. Und dem entsprechend unterliegt dieser Zweig der kapitalistischen Wirtschaft sehr großen Schwankungen.
Das richtige Maß an Ersatz und Verbesserung der Produktionsmittel setzt sich, da es keine gesellschaftliche Vernunft und eine auf dieser beruhende Planung gibt, chaotisch auf dem Markt durch. Und auf Märkten geschieht das immer durch die Korrektur der Abweichung. Bei einem Zuviel des Angebotes fallen die Preise unter die Werte, manche Waren bleiben unverkäuflich, die Investitionstätigkeit geht zurück, was die Situation verschärft, Betriebe nehmen Entlassungen vor, andere Betriebe gehen pleite, Kapital und Produktionsmittel werden vernichtet, das Angebot sinkt so weit, dass es unter der gesellschaftlichen Nachfrage liegt, die Preise steigen wieder, die Investitionstätigkeit wird angekurbelt, die kapitalistische Wirtschaft kommt aus dem Tal, ein „Aufschwung“ entsteht. Alle wollen teilhaben, die Investitionstätigkeit wird rege, die „Konjunktur überhitzt“, die Märkte füllen sich, schließlich staut es sich, die Investitionstätigkeit wird heruntergefahren, die Preise fallen unter die Werte, die nächste Krise beginnt - und so weiter und so fort als ein Perpetuum Mobile des kapitalistischen Krisenzyklus.
Die Investitionsgüterbranchen sind am stärksten von diesen zyklischen Krisen betroffen, die Lebensmittelindustrie am wenigsten. Ein Beispiel: In der Krise 2008/9 ging die Gesamtwirtschaftsleistung der BRD um 5,8 % zurück, die Wirtschaftsleistung des Investitionsgütersektors jedoch um mehr als 22 %. Ähnlich - nur mit umgekehrtem Vorzeichen - verhält es sich natürlich im Aufschwung.
Man kann also sagen, dass sich im ständigen Oszillieren um das Zuviel und das Zuwenig das gesellschaftlich notwendige Maß der Produktion und Reproduktion durchsetzt, das System pumpt permanent auf und ab. Das hat heftigen Folgen für die Gesellschaft: Kapitalvernichtung in großem Ausmaß, Vernichtung von Produktionsmitteln, Probleme bei den Banken, Beschleunigung von Konzentration und Zentralisation des Kapitals, Arbeitslosigkeit. (Ideologische Kommission)
Marx sagt dazu:
„Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame Lösungen der vorhandnen Widersprüche, gewaltsame Eruptionen, die das gestörte Gleichgewicht für den Augenblick wiederherstellen.“ (Karl Marx, Das Kapital, Band III, MEW 25, S. 259)
1.2. Die zyklische Entwicklung seit der Krise 2008
Schaubild: Die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes Frankreichs, Italiens, Spaniens, Griechenlands und der BRD seit 2008, preisbereinigt, Veränderung in Prozent bezogen auf das Vorjahr.1
Rechnet man die Zuwächse des Bruttoinlandproduktes gegen die Rückgänge während der Krisen auf, ergibt sich für die Zeit nach der Krise 2008 /9, also ab 2010 für die letzten 8 Jahre für die Länder folgendes Resultat:
Deutschland: + 13,7 %
Frankreich: + 4,1 %
Spanien: - 13,3 %
Italien: - 26,8 %
Griechenland: - 47,8 %2
Es ist eine neue Situation nach der Krise 2008/9 in Europa entstanden. Deutschland wälzt die Krisenlasten auf die europäischen Nachbarländer ab. Das heißt, dass Europa einen Grad der ökonomischen Integration erreicht haben muss, in dem die Grenzen der nationalen Zirkulationssphären keine Rolle mehr spielen und sich so die stärkste Ökonomie ungebremst durchsetzen kann, während die schwächeren die pumpenden Bewegungen der zyklischen Entwicklung abfedern dürfen.
Deutschland ist ökonomisch mit Riesenschritten auf dem Weg zu einer imperialistischen Führungsmacht. Innerhalb Europas kann allein Frankreich noch halbwegs mithalten. (Ideologische Kommission)
Und das schrieb Stalin im Januar 1934 zum Unterschied zwischen dem krisengeschüttelten Kapitalismus und der Sowjetunion:
"Inmitten dieser tobenden Wellen der wirtschaftlichen Erschütterungen und militärisch-politischen Katastrophen steht die UdSSR unerschütterlich wie ein Fels da und setzt ihr Werk fort, das Werk des sozialistischen Aufbaus und des Kampfes für die Erhaltung des Friedens.
Während dort, in den kapitalistischen Ländern, immer noch die Wirtschaftskrise wütet, dauert in der UdSSR der Aufschwung sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft weiter an.
Während dort, in den kapitalistischen Ländern, fieberhaft zu einem neuen Kriege gerüstet wird, um die Welt und die Einflusssphären neu aufzuteilen, setzt die UdSSR den systematischen, beharrlichen Kampf gegen die Kriegsgefahr und für den Frieden fort, und man kann nicht sagen, dass die Bemühungen der UdSSR auf diesem Gebiet keinen Erfolg gehabt hätten." (aus dem Rechenschaftsbericht an den XVII. Parteitag, in: Stalin Werke, Band 13, S. 253).
1.3. Inhaltliche Zielstellung:
1.3.1. Marktwirtschaft heißt Anarchie des Marktes, Anarchie der Produktion. Die ungeplante Ökonomie hat mit der gesellschaftlichen Reproduktion vor allem der Produktionsmittel große Schwierigkeiten, weil sich das richtige Maß immer erst im Nachhinein auf dem Markt durchsetzt – und produziert so die immerwährenden zyklischen Krisen.
1.3.2. Der deutsche Imperialismus ist in der Lage, Europa ökonomisch zu beherrschen.
1 Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der BRD, statistica.de. Preisbereinigung anhand der Daten zur Inflationsentwicklung der genannten Länder und die Umrechung auf prozentuale Veränderungen bezogen auf das Vorjahr durch die Teilnehmer/innen unseres Fernstudiums.
2 Diese Zahlen geben keine absolut genauen Werte, sondern nur eine Tendenz an, denn was bei der Berechnung unberücksichtigt blieb, ist die Tatsache, dass ein prozentualer Zuwachs nach einem Rückgang im Vorjahr als absolute Größe geringer ist als ein gleicher prozentualer Zuwachs nach einem Zuwachs auch im Vorjahr.