75. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg
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- Kategorie: Inland
- Veröffentlicht am Donnerstag, 07. Mai 2020 22:50
- Geschrieben von estro
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In diesem Jahr feiern wir den 75. Jahrestag der Befreiung Europas durch die Sowjetische Armee vom Hitlerfaschismus.
Ich möchte aus diesem Anlaß an etwas erinnern, was die imperialistische Propaganda in der heutigen BRD so gerne unter den Teppich kehrt. Und zwar an das Leid und Elend, welches die Faschisten dem sowjetischen Volk - Ukrainer, Belorussen, Russen und besonders gezielt den sowjetischen Juden, aber auch allen Völker der Sowjetunion - gebracht haben.
Das wird in der heutigen Propaganda nie zugegeben. In westlichen Filmen und Büchern wird der Holocaust zu recht als schlimmstes Verbrechen bezeichnet. Es wird z.B. über die Okkupation Frankreichs und die Bombardierung von Coventry mit tiefstem Bedauern gesprochen. Viele Bürger der BRD wissen aber sehr wenig über das, was die Faschisten in der Sowjetunion geplant und durchgeführt haben.
Deshalb, denke ich, ist es angemessen, einmal offen, auch wenn sehr kurz, darüber zu reden, was die Faschisten in der Sowjetunion eigentlich wollten und was sie tatsächlich taten.
Es gibt einen guten Grund, warum die Westpropaganda das eher verschweigt.Es gibt viele Geschehnisse, die man nicht einfach auf den „bösen verrückten Hitler“ schieben kann. Die Absichten der deutschen Großbourgeoisie waren absolut identisch mit den Absichten jeder anderen imperialistischen Bourgeoisie. Und zwar: eigene Kolonien zu haben, um die als „niedrig“ abgestempelten Völker ausbeuten zu können. Vernichtung der Indianer in Nordamerika und totale Ausbeutung der Völker in Südamerika oder Indien, die Sklavenjagd in Afrika, das alles war die ganz normale imperialistische Praxis, und genau das wollten die deutschen Großkapitalisten auch genießen können. Sie hatten dafür nur wenig Möglichkeiten, insbesondere nach dem 1. Weltkrieg, wo Deutschland auch sein bescheidenes Kolonialreich verloren hat.
Die Vision von Hitler, welche die deutsche Großbourgeoisie so gerne unterstützt hat, bestand genau darin, dieses Kolonialreich zu erobern und aufzubauen.
Man soll sich klar machen: Faschisten haben das nicht mal als Klassenkampf gesehen, nicht mal als Kampf gegen den ersten sozialistischen Staat in der Geschichte (trotz Propaganda des „Kampfes gegen Bolschewismus“), sondern wie eine ganz normale koloniale Eroberung. Sie sahen in «Bolschewiken» überhaupt keinen ernstzunehmenden Feind, es ging nicht um Bolschewiken, sondern um die neuen „Indianer“, die diesmal den Reichtum des deutschen Reiches vermehren sollten. Die Propagandaschriften wie „Untermensch“ bekräftigten diese Absichten. Im Buch „Untermensch“ von SS-Reichsführer Himmler wurde genau erklärt, warum die Russen (und andere osteuropäische Völker) nicht selbständig existieren können und unbedingt eine Anleitung von „Ariern“ brauchen. Sie sind nämlich häßlich vom Aussehen (dafür wurden extra Fotoreihen angefertigt), unterbegabt und wild im Verhalten.
Das ist aber im Grunde auch nichts neues für den Kapitalismus: genauso wurde im Süden der USA erklärt und sogar „wissenschaftlich“ belegt, daß die Afrikaner minderwertig sind und dazu bestimmt, als Sklaven für den weißen Mensch zu schuften.
Der Generalplan „Ost“ war genau die Beschreibung dieser rein imperialistischen Pläne: Schaffung von Lebensraum in sowjetischen Territorien, Vertreibung von ungefähr 30 Millionen unerwünschten Einheimischen, während ein anderer Teil unter der Aufsicht deutscher Kolonisten landwirtschaftliche Produkte für das Reich herstellen sollte. Und das alles unter rassistischem Vorwand, daß die Osteuropäer sowieso Untermenschen sind.
Die deutschen Faschisten sind gescheitert. In der Sowjetunion lebten dank Sozialismus bereits gebildete, geistig freie Menschen, und dort gab es gesellschaftliches Eigentum von Produktionsmitteln und eine Planökonomie die erlaubte, in diesem vor kurzem noch unentwickelten Land, Kriegsproduktion auf höchstem Niveau auf die Beine zu stellen und zu Beginn des Krieges die ganze Produktion sehr schnell in den Osten des Landes zu verlagern.
Ja, generell sind die deutschen Faschisten sehr übel gescheitert. Aber sie haben es geschafft, unbeschreiblichen Schmerz und Leid den Völkern der Sowjetunion zu bringen.
Erstens hat sich das Deutsche Reich, kaum etwas Land erobert, sofort von den einheimischen Menschen, sowie Kriegsgefangenen als kostenlose Arbeitskräfte bedient. Bereits im Jahr 1940 wurden aus Polen mehr als 1 Million Menschen für die Arbeit ins Reich geholt. Die Anzahl der jungen Männer und Frauen, die aus der Sowjetunion verschleppt wurden, kam auf 2,5 Millionen. In Deutschland wurden sie wie Sklaven verkauft. Es gibt Zeugenaussagen darüber, daß man diese Männer und Frauen wie auf einem Sklavenmarkt eingeschätzt, abgetastet und sogar ihre Zähne überprüft hat. Ein Teil von ihnen kam auf die Bauernhöfe, wo alles von der „Bösartigkeit“ oder der „Güte“ des Herrn abhängig war. Es gab durchaus gute Sklavenhalter, die ihre Sklaven gut ernährt und behandelt haben. Es gab aber auch viele andere Beispiele, wo die Zwangsarbeiter für jedes Fehlverhalten fast totgeprügelt wurden.
Das größte Teil der Zwangsarbeiter kam in die Arbeitslager, wo die Arbeitskräfte meistens von Industriebetrieben ausgenutzt wurden. Hunger, unbegrenzte Arbeitsbelastung, erschreckende Bestrafungen und Hinrichtungen, das alles war Alltag in solchen Lagern.
Die sowjetischen Kriegsgefangenen wurden, nach zahlreichen Überlieferungen, ganz anders als englische oder französische behandelt (was auch die Sterbensquote beweist: bei sowjetischen war sie um 60%i, bei britischen nur 4%). In Deutschland waren die sowjetischen Kriegsgefangenen Material für medizinische Experimente oder eben kostenlose Arbeitskräfte, die man schnell bis zum Tod ausgepreßt hat. Das zeigte ebenfalls, daß, wenn die Westeuropäer oder Amerikaner für die Faschos ebenbürtige Feinde waren, waren die Sowjetmenschen nur „Wilde“, fast Tiere, die man einfach ausbeuten und abschlachten konnte.
Was passierte in dieser Zeit auf den besetzten Territorien der Ukraine, Belarus und Rußland? Als erstes wurden die Juden und die Kommunisten rausgesucht und vernichtet. Dann kam die übliche Bevölkerung an die Reihe. In manchen Fällen wurden Arbeitsunfähige einfach vernichtet, in anderen sollten sie verhungern. Jede Kleinigkeit wurde mit dem Tod bestraft. Natürlich kamen dazu auch Hunderte, Tausende bis Millionen von Vergewaltigungenii.
Es existierte ein umfassender Hungerplan. So sagte im November 1941 Hermann Göring: „In diesem Jahr werden in Rußland zwischen 20 und 30 Millionen Menschen verhungern. Und vielleicht ist das gut so, denn gewisse Völker müssen dezimiert werden.“iii Es ging nicht nur um die bewußte Blockade von Leningrad, sondern um ebenfalls bewußt eingeführten Hunger in besetzten Territorien.
Natürlich versuchte das verzweifelte Volk sich zu wehren. Aber für jeden Versuch, für jede kleinste Tat der Partisanen wurde die Zivilbevölkerung auf grausamste Weise bestraft.
Allein in Belarus wurden ca 9200 Dörfer komplett vernichtet und verbrannt, davon wurden 5295 mit der ganzen oder mit einem Teil der Bevölkerung verbrannt. Im Vergleich zu Holocaust werden aber diese Verbrechen viel weniger erwähnt.
Es gibt zwei einfache Gründe, warum diese Verbrechen von SS und Wehrmacht nicht weiter thematisiert werden.
Erstens sollte man nicht erkennen, daß der Krieg an der Ostfront kein Konflikt zwischen „2 gleichen Diktatoren“ war (wie man uns bereits schon lange einzuprägen versuchte ), sondern zwischen grausamen und gierigen Eroberern von einer Seite und dem Volk, das sein Überleben und seine Freiheit sichern wollte. Das wäre eine „Rechtfertigung des Stalinismus“, für die bürgerliche Propaganda absolut unerträglich, deswegen werden selbst die Leiden des sowjetischen Volkes durch die deutschen Faschisten eher verschwiegen. Das sowjetische Volk hätte angeblich nur unter seinem eigenem „Diktator“ zu leiden.
Zweitens, war es angeblich das „ganz normale“ Verhalten der kolonialen Macht auf kolonisierten Territorien. Es hätte zu offensichtlich die Absichten von Kapital dargelegt, und dann könnte man nicht mehr die Schuld auf „verrückten Führer“ und „einfach böse Nazis“ schieben. Das alles war so gewollt vom Kapital.
Außer 6 Millionen Juden mordeten Faschisten auch mehrere Millionen (bis zu 14 Millionen nach verschiedenen Schätzungen) zivile Menschen verschiedener Nationalitäten in der Sowjetunion.
Selbstverständlich hat auch das deutsche Volk für die Verbrechen des eigenen Kapitals zahlen müssen. Es sollte vernichtende Bombardierungen erleben, eine große Anzahl von Deutschen wurden aus Oberschlesien und Ostpreußen vertrieben.
Es ist nicht genug, eine bürgerliche Demokratie zu verteidigen, keinen „verrückten Führer“ an die Macht zu lassen. Nächstes Mal kann der „Führer“ anders aussehen und sich anders darstellen, z.B. als friedlicher Rechtspopulist. Faschismus bleibt aber immer gleich – die schlimmste Form des Imperialismus.
Wer den Faschismus besiegen will, soll den Kapitalismus vernichten!
Olga Kalinina
iii https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article124186563/Das-Katzenfleisch-reicht-noch-fuer-zwei-Mal.html